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Plattform-Business – wie schizophren ist das denn?

Die meisten Unternehmen wissen nicht wirklich, worauf sie sich einlassen, wenn sie ihre digitale Transformation angehen und z.B. mit SAP S/4 HANA triggern.
Woher auch… So eine Initiative ist enorm komplex und betrifft alle Elemente der Unternehmensarchitektur, nicht nur Geschäftsprozesse und IT-Systeme.
Dies führt in der Regel zu schmerzhaften und teuren Erfahrungen nicht nur bei den durch die Presse gegangenen Größen wie Haribo oder Lidl.
Stress und Frust, die entstehen, wenn Projektleiter und ihre Teams überfordert sind, gar nicht schnell genug lernen können, um einen Griff an Prozesse, IT-Systeme, Datenstrukturen und Organisation zu bekommen, sind oftmals gewaltig.
Die Erwartungen an solche Digitalisierungsinitiativen sind in der Regel extrem hoch – zu Recht, wenn der Umbau klappt, winken enorme Zugewinne an Effizienz, Transparenz und Arbeitsfreude. Weniger Hektik, kaum noch Feuerlöschen, höhere Produktivität und zugleich mehr Ruhe in den Abläufen.

Was ich in diesem Zusammenhang nicht verstehe: Der große Vorteil von Systemen wie SAP S/4 HANA liegt doch in ihrem hohen Integrationsgrad auf einer Plattform. Das Vernetzen sämtlicher Funktionen entlang der Geschäftsprozesse ist angeblich der große Bringer. Viele einzelne IT-Systeme, Insellösungen und Excel-Tabellen werden durch eine integrierte Plattform ersetzt.
(In meinem letzten Einsatz bei einem globalen Automobilzulieferer allein 18 verschiedene ERP Systeme und über 30 MES in seinen 60 Standorten).

Aber mit was für einem Arbeitsumfeld schicken wir die armen Projektteams ins Rennen, die diese Mamutaufgabe „Digitale Transformation“ stemmen sollen?

Jede Menge nicht integrierter Insellösungen und Excel-Gefrickel. Statt solider Work-Management Plattformen gibt es MS Project, eMails, teams-Gruppen-Chat, umgebautes Content-Management ala SharePoint und Excel, Excel, Excel… ja super!
Ist das schlau?

 

Müssen wir uns wirklich wundern, wenn es in unseren Projekten nicht vorwärts geht, alle nur in Meetings hocken und verzweifelt nach brauchbaren Informationen suchen?

Sollten wir die erfolgsversprechenden Plattform-Prinzipien, mit denen wir in den Geschäftsprozessen so viel erreichen, nicht zu allererst im Implementierungsteam anwenden, bevor wir das komplette Business Digitalisieren?

Ich kapiere das nicht – Wie seht Ihr das?

 

Zum Autor

Rainer Borg hat
sich nach 10 Jahren Beratungs- und Aufbauarbeit in einer großen Wirtschaftsprüfung und Unternehmensberatung sowie als Vorstand eines Startup ganz dem Thema Scaled Agile Collaboration in der Organisations- und Produktentwicklung verschrieben.

Mit fundierter Kompetenz bzgl. Scaled Agile Enterprise Architekturen dimensioniert er Agilität vom einzelnen Team bis hin zur gesamten Unternehmensgruppe.

Seine Passion ist, Unternehmen in ihrem Wandel zu begleiten, Strukturen zu initiieren, die es zum einen dem Management ermöglichen, Komplexität von
Veränderungsinitiativen zu beherrschen und zu steuern, zum anderen den Mitarbeitern ermöglichen, sich einzubringen und das Unternehmen aktiv mitzugestalten.