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Der Sinn von Agilität ist Mitdenker aktivieren und EBIT maximieren

Der Begriff Agilität wird in den Diskussionen zunehmend mystifiziert. Teilaspekte werden herausgerissen und ohne Zusammenhang beleuchtet.
Wer Agilität als reines „Mindset-Thema“ darstellt, verkennt, um was es letztlich geht.

Agile is a mindset“ – ja das ist sicherlich richtig, aber nicht nur. Zumindest in der produzierenden Industrie gehört sehr viel Struktur dazu, um diesen agilen Mindset zum Leben zu erwecken und Unternehmenskulturen zu verändern. „Manager müssen Macht an Mitarbeiter abgeben“ – ups, das klingt ja schon fast sozialistisch… – Kein mittelständischer Unternehmer oder Geschäftsführer wird „die Macht an Mitarbeiter abgeben„. Dies ist sicherlich auch kein vorrangiges Ziel von Agilität. Wird hier ggf. Macht aus einer hierarchischen Position heraus mit Leadership – Wirkung durch Kompetenz in vernetzten Strukturen gleichgesetzt bzw. gar verwechselt? Das sind zwei Paar Schuhe…  Oder aber: „ein agiles Unternehmen hat einen Sinn (purpose), Geldverdienen ist ein Nebeneffekt“ – ach ja richtig, das ist sicherlich auch der Hauptgrund, warum Apple das iPhone X in Deutschland für 1.250 € verkauft und nicht für rund 450,– € anbietet – inkl. „frechem 50%-Margenaufschlag“ auf die (geschätzten) eigentlichen Herstellkosten…

Es gibt mittlerweile zig verschiedene Sichten auf Agilität aber etwas mystisches kann ich persönlich daran nicht erkennen. Unternehmen sind ein Zusammenschluss von Menschen, die gemeinsam Nutzen im Markt stiften. Sie tun dies durch den Verkauf von Produkten und Dienstleistungen, mit denen ihr Unternehmen Umsatz erzielt. Aus diesem Geldmittelfluss wiederum werden Einsatzmaterialien bezahlt und die Einkommen der einzelnen Beteiligten generiert. Funktioniert dieses Prinzip nicht, funktioniert das Unternehmen nicht und verschwindet vom Markt – sofern es sich nicht um staatliche Unternehmen handelt versteht sich – auf lange Sicht gilt dieses Prinzip aber auch hier.

Agilität ist für mich nichts weiter als eine Evolutionsstufe der Zusammenarbeit, die es einer Organisation ermöglicht, viele Mitarbeiter zu aktivieren, mitzudenken und sich voll einzubringen um letztlich Gewinne zu maximieren. Ein gesundes, am Markt gut positioniertes Unternehmen, das Gewinne erwirtschaftet, kann nicht nur seine Mitarbeiter bezahlen sondern auch zukunftsorientiert in Innovationen investieren und Geldgeber befriedigen.

Auf der anderen Seite hat bekanntlicher Weise jeder Trend einen Gegentrend (vgl. Matthias Horx, Das Megatrend Prinzip). So scheint es in den Beiträgen in sozialen Medien aktuell auch hipp zu sein, der Agilisierungswelle bereits das Überschreiten des Zenits zu bescheinigen. Das halte ich für deutlich verfrüht.

Die Notwendigkeit, Zusammenarbeit einer evolutionären Entwicklung zu unterziehen, ergibt sich aus der Entwicklung unserer Märkte in Folge der Errungenschaften aus vier industriellen Revolutionen: Mechanisierung, Elektrifizierung, Digitalisierung und Vernetzung. Das Ergebnis bis heute sind schnelllebige Märkte mit immer mehr Möglichkeiten auf denen immer komplexeren Produkte gehandelt werden.

Die hierarchischen Strukturen unserer Unternehmen haben ihre Wurzeln im 19ten Jahrhundert. Wir arbeiten mit Top-Management, Mittel-Management und Mitarbeiterschaft nach Organisationsprinzipien, die etabliert wurden, als Landarbeiter in Massen in die Fabriken strömten und mit ihren bis dahin erlernten Fähigkeiten, hinter Pferden herzulaufen und den Acker umzupflügen, plötzlich an zu damaligen Zeiten relativ komplexen Fabrikarbeitsplätzen zurecht kommen mussten.

Das diese Strukturen im Laufe der doch recht dramatischen Entwicklung unserer Gesellschaft in Richtung Digitalisierung und Vernetzung irgendwann einer evolutionären Überarbeitung unterzogen werden, ist nicht nur naheliegend sondern zwingende Konsequenz in anpassungsfähigen Organisationen.

Naheliegend ist somit auch, dass auf diese Weise besser – weil agil – organisierte Unternehmen den entwicklungsresistenten Wettbewerbern irgendwann den Rang ablaufen. Deshalb kann Apple sein iPhone X so hochpreisig verkaufen. Und nur deshalb. Und deshalb ist die Mobiltelefonsparte von Nokia weg vom Fenster…

Die Entwicklung in Digitalisierung und Vernetzung ist nicht aufzuhalten. Auch wenn einige dies versuchen. Anfang des letzten Jahrhunderts hat es auch Bauern gegeben, die am Pferd festhielten statt sich einen Trecker zu beschaffen. Pflügt heute noch jemand mit dem Pferd?

Wer für die aktuellen und zukünftigen Märkte gerüstet sein will, kommt nicht umher, sich mit der Evolution der Zusammenarbeit zu beschäftigen. Und letzter Stand ist hier nun einmal Agilität. Für agile Organisationen werden die Herausforderungen der VUKA-Welt zur willkommenen Abwechselung. Digitalisierung und Vernetzung werden zur Chance statt zur Bedrohung.

Agile Mindset ist hier eine sehr wichtige Komponente. Keine Frage! Arbeit geht einfacher von der Hand, wenn wir einen Sinn darin sehen. Zum aktiven Mitdenker wird nicht, wer tief unten in einer Hierarchie nur tut, was ihm gesagt wird sondern wer ein Arbeitsumfeld vorfindet, das ihm erlaubt, sich voll einzubringen und sein Unternehmen im Wettbewerb nach vorn zu bringen. Dazu gilt es vor allem, in der Zusammenarbeit die technischen Errungenschaften der Digitalisierung & Vernetzung intensiv zu nutzen. Denn die schaffen in größeren, skalierten agilen Arbeitsumfeldern die zwingend erforderliche Transparenz und damit die Grundlage für Alignment und cross-funktionale Zusammenarbeit von vielen mitdenkenden Menschen.

Zum Autor:

Rainer Borg hat sich nach 10 Jahren Beratungs- und Aufbauarbeit in einer großen Wirtschaftsprüfung und Unternehmensberatung sowie als Vorstand eines Startup ganz dem Thema Scaled Agile Collaboration in der Organisations- und Produktentwicklung verschrieben.

Mit fundierter Kompetenz bzgl. Scaled Agile Enterprise Architekturen dimensioniert er Agilität vom einzelnen Team bis hin zur gesamten Unternehmensgruppe.

Seine Passion ist, Unternehmen in ihrem Wandel zu begleiten, Strukturen zu initiieren, die es zum einen dem Management ermöglichen, Komplexität von Veränderungsinitiativen zu beherrschen und zu steuern, zum anderen den Mitarbeitern ermöglichen, sich einzubringen und das Unternehmen aktiv mitzugestalten. 

Bildquellen:
Titel: Maxime Lebrun 1520687 unsplash.com
Graphik: kyona GmbH

Mike Mejstrik

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