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Am 21. Februar 2017 fand in Frankfurt am Main in den IHK Räumen in der Frankfurter Börse die 3. Lean-Konferenz statt. Über 300 Lean-Spezialisten aus ganz Deutschland sind zusammengekommen, um zu diskutieren, wie Lean Management und Industrie 4.0 zusammenhängen. kyona war auf dieser Konferenz mit zwei Lean Spezialisten vertreten.
Eröffnet wurde die Veranstaltung durch Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries. Sie hob die Bedeutung von Industrie 4.0 gerade für den deutschen Mittelstand auf zu erwartende Weise hervor. Ihrem Parteibuch folgend wies sie auf das besondere Streben der Bundesregierung hin, in allen Industrie 4.0 Aktivitäten Arbeitgeber-Vertreter und Gewerkschaften an einen Tisch zu bringen, da ein solches Thema nur gemeinsam gestemmt werden könne. Ist dies aber wirklich der entscheidende Punkt?
Die abschließende Experten-Diskussion wurde durch den bekannten Radiomoderator Gerhardt Augstein mit Witz und spitzer Zunge aber fundierten Fragen an die Experten moderiert. In seiner Einleitung zur Diskussion warnte er die Zuhörer davor, dass es seiner Einschätzung nach in dieser Konferenz wohl nur zwei Personen gebe, die keine Ahnung von Lean und Industrie 4.0 hätten, und bezog diese satirische Bemerkung auf sich und Frau Zypries…
Jedoch spiegelten die einleitenden Worte von Frau Zypries zum Teil durchaus den Tenor der Konferenz wider. Die Ansätze von Industrie 4.0 werden in der Tat nur erfolgreich bewältigt werden können, wenn Mitarbeiter im Unternehmen sich in hierarchiefreien Teams organisieren und sich so gemeinsam voll einbringen können. Auf diese Weise lässt sich die Komplexität von Prozessautomatisierung und IT-Herausforderungen in den Griff bekommen.
Auf den Punkt gebracht wurde dies vom Keynote Speaker Prof. Dr. Ing. Joachim Metternich von der TU Darmstadt. Auf Basis seiner langjährigen Lean Management Erfahrung beim Maschinenbauer Trumpf zeigte er beeindruckend auf, dass Fluss von Material und Informationen nach wie vor ist die beste Möglichkeit ist, Abweichungen festzustellen. Aus diesem Grund geraten sich Lean-Ansätze zur Optimierung von Fertigungsprozessen mit den Ansätzen von Industrie 4.0 ins Gehege, wo Menschen Abweichungen nicht mehr erkennen können.
Die sich ergebende Frage – wie bringen wir beides zusammen – beantwortete er kurz und knapp: „Erst Lean sein, erst eine Kultur aufbauen, dann digitalisieren und vernetzen. Dann funktioniert es“. Seiner Einschätzung nach wird Lean Management das führende System bleiben und Industrie 4.0 als technisch orientierten Lösungsansatz das notwendige Know how verleihen, um zur Wirkung zu kommen. Dafür werden Lean-Teams um zusätzliche Qualifikationen ergänzt, die es heute so noch gar nicht gibt. Offensichtlich ist, dass jedes Lean Team produktionsorientierte IT-Spezialisten und IT-Administratoren braucht, um die Aufgaben der Zukunft stemmen zu können.
Kern der von der IHK Frankfurt hervorragend organisierten Veranstaltung waren 6 verschiedene Diskussionsforen. Namhafte, hochrangige Vertreter aus der Industrie stellten hier ihre Ansätze von Industrie 4.0 vor und diskutierten sie mit dem Auditorium.
Einleitend erläuterten zum Beispiel Herr Stefan Munsch, Geschäftsführer des Pumpenherstellers Munsch Chemiepumpen GmbH und sein Produktionsleiter Herr Martin, wie sie die für die Variantenfertigung hochkomplexe und früher sehr fehleranfällige Grundplatten-Produktion optimierten. Durch Vernetzung brachten sie den vertriebsseitig genutzten Produkt-Konfigurator über das ERP-System und eine CNC-Programmdatenbank mit der CNC Werkzeugmaschine zusammen. So wurde der vormals manuelle Prozess komplett automatisiert. Heute müssen nur noch Grundplatten nachgelegt werden, um fehlerfrei zu produzieren. Bewerkstelligt wurde diese Leistung durch ein Team, das seit langem schon den Leanprinzipien folgend die Prozesse in der Fertigung entwickelt und optimiert.
Die besonderen Herausforderungen von Industrie 4.0 stellte Herr Thomas Grahl von Bosch Rexroth sehr schön heraus, indem er berichtete, wie bei Bosch mit dem Thema Industrie 4.0 umgegangen wird. Aus der industriellen Evolution von Industrie 1.0 – der Mechanisierung der Fabriken heraus zur Industrie 2.0, der Elektrifizierung folgt die aktuell in der Umsetzung befindliche dritte industrielle Revolution, die Digitalisierung. Mit der sich anbahnenden 4. Revolution werden die Produktions-Ressourcen nun vernetzt. Herr Grahl argumentierte ebenfalls, dass es Menschen sind, die diese Entwicklung treiben und die so organisiert sein müssen, dass optimale Geschäftsprozesse zum Nutzen des Kunden entstehen können. Das gemeinsame Verständnis zwischen physischer und virtueller Welt ist seiner Einschätzung nach der kritischer Erfolgsfaktor für Industrie 4.0. Nur wenn der Nutzen stimmt, wird es sich durchsetzen. Grundlegende Wirkung von Industrie 4.0 ist es jedoch, dass das Lean Production System gestärkt wird.
Herr Klaus Stühling von der Continental AG erläuterte sehr anschaulich, wie Conti mit Ausbildung und Training ihrer Mitarbeiter hin zum Lean-Denken Industrie 4.0 in den Werken vorbereitet und fördert. Auch in seinem Vortrag wurde deutlich, dass der Mensch weiterhin im Mittelpunkt steht. Es wird nicht um menschenleere Fabrikhallen gehen sondern um mit Hilfe von Digitalisierung und Vernetzung zunehmend optimierte Geschäftsprozesse. Diese werden zukünftig nicht von einzelnen Mitarbeitern sondern von ebenso vernetzten und weltweit agierenden Teams entwickelt und bewerkstelligt.
Fazit der sehr informativen und wichtigen Veranstaltung: Lean Management bringt Menschen dazu, in teilautonom arbeitenden Teams Geschäftsprozesse gemeinsam nachhaltig zu optimieren und Verschwendung zu minimieren. Industrie 4.0 ist nach der Digitalisierung der Prozesse die folgende Stufe der industriellen Evolution. Ihr Nutzen ist unumstritten. Die entstehende Komplexität kann jedoch nur beherrscht werden, wenn Menschen in unseren Unternehmen ein Umfeld und eine Kultur vorfinden, die es erlaubt, sich mit viel Kreativität voll einbringen zu können.
Dieser Herausforderung, also der Aufbau genau dieser Umfelder, in denen derartige Leistungen durch intern vernetzte, hochgradig agil arbeitende Teams möglich werden, hat sich die kyona mit der agilen Kollaboration verschrieben. Wir sind mit unseren Dienstleistungen somit der Wegbereiter für Industrie 4.0 in deutschen Unternehmen.
Rainer Borg / James Török
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